Wissenswertes über Aserbaidschan

Dieses Thema im Forum "Naher Osten - Arabische Welt - Dubai Forum" wurde erstellt von Olaf53, 15. September 2015.

  1. Olaf53

    Olaf53 Jungfuchs

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    Beiträge:
    36
    Diese Reise unternahm ich bereits im August 2008, doch meines Wissens haben sich seitdem keine wesentlichen Änderungen ergeben. Zudem ist Aserbaidschan ein ziemlich unbekanntes Reiseland und da mag der eine oder andere neugierig werden.

    Zur Einreise braucht man eine Einladung und im Internet findet man dazu nur kommerzielle Anbieter. Ich entschied mich für eine kleine Agentur, welche Hotels der gehobenen Preisklasse anbietet. Für einen Aufenthalt von drei Wochen tätigte ich einen Umsatz von 2.000 Euro – wohlgemerkt nur für Übernachtungen. Davon musste ich 600 Euro im Voraus überweisen, und im Gegenzug erhielt ich die Einladung per Einschreiben zugestellt. (Pro Forma gibt es auch ein Visum, doch am Grenzübergang sind nur das Einladungsschreiben sowie der Reisepass wichtig). Man muss sich darauf einstellen, dass Reisen nach Aserbaidschan nicht ganz billig sind. (Wenn man Freunde im Land hat, mag das anders sein – allerdings kenne ich dort niemanden, der solch eine Einladung verschenken würde).

    Der Landweg in den Kaukasus erschien mir zu umständlich und auch zu gefährlich. Also buchte ich bei Turkisch Airlines einen Flug, der über Istanbul nach Baku führte. Dort befindet sich der einzige internationale Flughafen. Wenn man mit dem Flugzeug einreist, ist es naheliegend, die Reise in der Landeshauptstadt zu beginnen.

    Baku

    Die meisten Gebäude sind neueren Datums und wirken recht gesichtslos. Die Uferpromenade entlang des Kaspischen Meeres ist nett gemacht und daran schließt sich der Stadtpark. Wirklich sehenswert ist die Altstadt, die ich vom Hotel aus entlang der Uferpromenade erreichen konnte.


    Das Klima

    In Aserbaidschan herrscht Kontinentalklima. Die Winter sind kalt und die Sommer sind heiß. Während meines Aufenthaltes – im August – lagen die Tagestemperaturen bei +45 Grad und in den Nächten sanken die Temperaturen kaum unter +30 Grad ab. Klimatisierte Hotelzimmer sind da ein Muß, denn anders hätte man es kaum aushalten können. (Da im Internet ohnehin nur teure Hotels angezeigt werden, dürfte das selbstverständlich sein).

    Zwar klingt es etwas komisch, einen Badeurlaub ausgerechnet in Aserbaidschan zu planen. Da ich jedoch mit großer Hitze rechnete, führte mich mein weiterer Weg ans Kaspische Meer. (Die Hotelzimmer hatte ich ja im Voraus reservieren müssen). Damals entschied ich mich für eine Woche Baku – verteilt auf Hin- und Rückreise. Dazwischen eben zwei Wochen Länkäran. Ich weiß, den Ort kennt keiner und dazu werde ich noch etwas mehr sagen.

    Der menschliche Umgang

    Europäische Touristen sind in Aserbaidschan so selten, dass sie sofort auffallen. Mir gereichte es zum Vorteil, dass ich auch etwas Russisch kann. Erst neuerdings lernt die jüngere Generation auch Englisch, doch habe ich nicht überprüft, ob man allein mit Englisch durchkommt. In Baku vielleicht, aber in Länkäran bin ich mir nicht so sicher. Die Landessprache Aserbaidschanisch ist der türkischen Sprache sehr ähnlich. Während meiner Reise verständigte ich mich in vereinfachtem Russisch – so eine Art Lingua Franca in den ehemaligen Sowjetrepubliken.

    Als westlicher Ausländer wird man ständig von privaten Taxifahrern angemacht. Die rufen „Taxi Taxi“ und führen dann zu einer privaten Limousine, die noch aus Sowjetzeiten stammt. Den Fahrpreis muss man vorher ausmachen. Dabei rechnet der Fahrer nach Stunden, denn längere Aufenthalte kommen vor, und der gleiche Fahrer macht auch den Fremdenführer. (Für 4 Stunden kalkuliere ich etwa 30 Euro). Selbst fahren ist nicht ratsam, denn die Verkehrspolizei ist korrupt und kassiert willkürlich ab. Einheimische Fahrer umfahren die Polizeikontrollen und ersparen sich so die angeblichen „Geldstrafen“. Hinter dem Service verbirgt sich eine Großfamilie, die am Tourismus partizipieren will. Wenn der urspüngliche Fahrer keine Zeit hat, dann springt ein anderer ein. Zur passenden Zeit wird die Einkehr in einer Teestube oder in einem Restaurant empfohlen. Das ist wie Gastfreundschaft mit umgekehrtem Vorzeichen. Der reiche Europäer soll die gesamte Rechnung übernehmen. Dabei kam ich auf unterschiedliche Beträge. Mal waren es 3 Euro in einer Teestube und mal 30 Euro in einem schönen Ausflugslokal. (In Wirklichkeit wird in der Landeswährung Manat bezahlt, doch zur besseren Lesbarkeit habe ich umgerechnet).

    Gegenüber Aserbaidschan gibt es politische Vorbehalte, denn das Land ist praktisch eine Diktatur. Hinter vorgehaltener Hand sprechen Einheimische von einer „Staatsmafia“, die sich einseitig an den Einnahmen aus Öl und Gas bereichert. Jedenfalls besteht ein gewaltiger Klassenunterschied zwischen arm und reich. Zumindest zu meiner Zeit hatte sich diese „Staatsmafia“ nicht weiter um Touristen gekümmert. Die Betreuung von gewöhnlichen Reisenden bleibt dem ärmeren Teil der Bevölkerung überlassen. Diejenigen unter ihnen, die noch ein Auto besitzen, sind relativ gut dran – und das fahren sie nun wirklich bis zum Geht-nicht-mehr.

    Im Bild zeige ich meine beiden Freunde, welche mich während meines Aufenthaltes in Länkäran begleiteten. Die beiden ergänzen sich gegenseitig. Der eine ist gläubiger Moslem, trinkt keinen Alkohol und spricht keine Fremdsprachen. Dafür ist er der ideale Fahrer. Der andere kennt Fremdsprachen und trinkt gerne ein Gläschen. Der macht den Fremdenführer.



    Länkäran

    Diesen Küstenort muss man auf der Landkarte weiter südlich suchen. Die iranische Grenze liegt etwa 30 km entfernt. Das Kaspische Meer ist eigentlich der größte Binnensee der Erde, doch es heißt wiederum „Meer“ und sieht auch so aus. Im August hat das Wasser eine Badewannentemperatur von +28 Grad, doch bei Lufttemperaturen von mehr als 40 Grad merkt man den Unterschied. Jedenfalls gestaltete sich mein sogenannter „Badeurlaub“ nicht so, wie man sich das in Deutschland vorstellt. Direkt am Ortskern gibt es einen kleinen Hausstrand, und ausgerechnet dort führt die Abwasserleitung ans Meer. Zwar sieht man Kinder und Jugendliche fröhlich herumplantschen, doch mir wurde abgeraten, dort zu baden. Dafür hatte ich meine beiden Begleiter, die mich zu weiteren Fahrten animierten. Zuerst fuhren sie mich zu der Stelle, wo sie selber schwimmen gehen. Dieser Badeplatz liegt etwa 10 km außerhalb. An der Felsküste führt eine Leiter ins Wasser und wenn man schwimmen kann, ist man dort genau richtig. Dort waren wir mehrmals und die Stelle zeige ich hier im Bild:

    Einmal ging die Fahrt bis nach Astara – das liegt bereits an der iranischen Grenze. Wie man auf dem Bild sieht, ist der Strand eher von mäßiger Qualität. Aber wenn man schon einmal dort ist, kann man ganz gut baden.

    Meine Begleiter hatten – wie sie meinen – eine viel bessere Idee. Sie empfahlen mir Urlaub im nahegelegenen Gebirge. Na ja, das ist eher ein Höhenzug von schätzungsweise 600 bis 800 Metern. Dort ist es vielleicht um einige Grad kühler, aber richtig kühl ist es in den schattigen Schluchten. Dort liegen auch die ganzen Ausflugslokale, die in den Sommermonaten gut besucht sind. Das ist Erholung wie es die Orientalen mögen, denn die kommen ja aus Trockengebieten. Zwei Dinge sind ihnen wichtig: frisches Grün und plätscherndes Wasser. Mit der Wahl dieses Ortes taten meine Begleiter nicht nur mir, sondern auch sich selbst einen Gefallen. Bei einem dreigängigen Menü verbrachten wir dort einen ganzen Nachmittag. Dazu paßt eine Flasche Wodka. Fotografiert habe ich dann aus anderer Perspektive:

    Essen und Trinken​


    Im Gegensatz zu den klassischen Urlaubsländern finde ich es bemerkenswert, dass sich Aserbaidschan noch gar nicht auf internationale Küche eingestellt hat. In der Hauptstadt Baku findet man vielleicht mal ein türkisches oder ein chinesisches Restaurant, doch deswegen war ich nicht gekommen. Selbst in einem Luxushotel in Baku ist das Frühstück orientalisch. Es gibt Fladenbrot mit Schafskäse und dazu reichlich Beilagen wie Gurken, Tomaten und frische Paprika. Ein starker Schwarztee ist das absolute Nationalgetränk und das trinken die Menschen von morgens bis abends. Kaffee zum Frühstück wirkt befremdlich und wäre auch kaum zu bekommen. Natürlich fängt man den Tag mit Tee an. Ansonsten ist die aserbaidschanische Küche der türkischen sehr ähnlich. Zur Wahl stehen Kebab oder Köfte – nur Döner habe ich dort nicht gesehen. Allerdings gilt Fleisch als Luxus. Der ärmere Teil der Bevölkerung ernährt sich hauptsächlich von Brot und Gemüse.

    Auch auf regionale Unterschiede möchte ich eingehen. Im Gebiet von Länkäran lebt eine ethnische Minderheit, die Talysch genannt wird. Abgesehen davon, kommt Kaviar aus Länkäran. Der wird allerdings exportiert oder von der reichen Oberschicht verspeist. Übrig bleibt der Stör als Fisch und der wird gerne gegessen. Die landestypischen Grillgerichte kann man wahlweise mit Stör bekommen. Eine Spezialität ist Lävängi oder gebackenes Huhn nach Art der Talysch. Das Huhn erscheint in einer raffinierten Soße aus Walnüssen, Granatäpfeln und verschiedenen Gewürzen. Traditionell ißt man dazu Pilav, der hier noch mit Safran abgeschmeckt wird. Diese Spezialität bekommt man allerdings nur auf Vorbestellung und das auch nur für mehrere Personen. Wenn aber Einheimische den Vorschlag machen, dann sollte man keinesfalls ablehnen und dafür die Gelegenheit nutzen. Mir hat es köstlich geschmeckt.

    Mit Alkohol ist das so eine Sache. Lauwarmes Flaschenbier mag ich nun gar nicht und anders habe ich kein Bier gefunden. Wein habe ich auch nicht im Angebot gesehen. Der normale Aserbaidschaner setzt Alkohol gleich Wodka und trinken bleibt weiterhin Männersache. Die Lokale bieten aber nur ganze Flaschen und nicht etwa einzelne Gläser. Anständig und nach Landesart kann man nur trinken, wenn man sich mit Gleichgesinnten zusammenschließt. Nun mangelt es nicht an einheimischen Begleitern, die sich gerne einladen lassen. Eine opulente Mahlzeit muss sein, bevor man den Wodka genießen kann. Für die dortigen Menschen ist das rein eine Geldfrage. Ich habe mir den Spaß einmal gegönnt und dafür 30 Euro ausgegeben. Das ist viel Geld in einem Land, wo eine einfache Familie mit 300 Euro im Monat auskommen muss.
     

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    Zuletzt bearbeitet: 15. September 2015
  2. Olaf53

    Olaf53 Jungfuchs

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    Aserbaidschan - Fortsetzung

    Wie ich soeben sehe, darf man pro Beitrag nur 5 Anhänge verwalten. Die zwei weiteren Bilder möchte ich auch noch zeigen - allein schon, weil ich im Bericht darauf verwiesen habe. Das erste Bild zeigt den Teil eines Ausflugslokals. Ja, das sind so kleine Hütten, die an Gruppen vermietet werden. Auf dem zweiten Bild zeige ich - neben dem landesüblichen Pilav - gebackenes Huhn nach Art der Talysch. Sehr zu empfehlen, falls einer mal nach Länkäran kommt.

    Die Zuordnung von Bildern zum Text funktioniert leider nicht. Nun ist die Reihenfolge willkürlich, doch ich hoffe, ich kann einen Eindruck vermitteln. Die Anzeige des Symbols spinnt wohl. Ich wollte nicht mit dem Daumen nach unten zeigen.
     

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    Zuletzt bearbeitet: 15. September 2015

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